Endlich! Nach dreijähriger, pandemiebedingter Pause konnten wir unsere Freunde aus den Partnersektionen Nord-Isère, Galway und Bielsko-Biala wiedersehen!
Zuletzt hatten wir uns 2019 im Südosten Irlands getroffen, in Kilkenny und Waterford. Geplant war das nächste Treffen im Elsass für September 2020, aber dann kam Corona dazwischen und hat uns noch für mehrere Jahre einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Umso größer war die Wiedersehensfreude und die Erkenntnis, dass alle diese schwierige Zeit glücklicherweise gut überstanden hatten. Danielle Théry, die Vorsitzende der Sektion Nord-Isère, hatte uns nach „La Grande Motte“ in Südfrankreich eingeladen. Die gastgebende Sektion Nord-Isère war mit 11 Personen vertreten. Aus Irland kamen 14 Gäste, aus Polen 6 und aus Bonn 10 Personen zusammen mit 3 Gästen aus Darmstadt.
So konnten wir in diesem Badeort bei sommerlichen Temperaturen noch viel draußen unternehmen und interessante Ausflüge machen. „La Grande Motte“ beeindruckt durch futuristische Architektur und viel Grün. Dieser Ferienort entstand in den Sechzigerjahren, als es viele Urlauber in den Süden zog. Der Architekt Jean Balladur schuf ein ansprechendes Ensemble weißer Appartmenthäuser wie „La Pyramide“ oder „Le grand Pavois“. Einigen dieser Gebäude sieht man noch an, dass der Architekt sich bei seinen Reisen durch Südamerika von Bauten der Azteken und Maya hat inspirieren lassen.
Danielle hatte hübsche Zimmer in der „Résidence Miléade“ reserviert und ein abwechslungsreiches Programm vorbereitet.
Es begann am Sonntag, dem 8.10., mit einem Besuch in Marseillan bei „Noilly Prat“, der Firma, die den weltbekannten Wermut herstellt, der vielen Rezepten der feinen Küche den „letzten Pfiff“ gibt. Anschließend konnten die Gäste – leicht beschwingt – noch eine Fahrt durch die hübsche Stadt Sète genießen.
Am Montag machten wir einen Ausflug nach Arles. Hier lebte und malte Vincent van Gogh, und es war eine Freude, viele Motive seiner weltberühmten Bilder (z.B. das „Café de Nuit“) hier in Arles im Original entdecken zu können. Außerdem waren wir sehr beeindruckt von der römischen Arena und dem Amphitheater, das heute noch durch seine ausgezeichnete Akustik überrascht.
Es ist erstaunlich, aber wahr, dass es in Südfrankreich mehr gut erhaltene Gebäude aus römischer Zeit gibt als in Italien selbst. So konnten wir mit Hilfe der Erläuterungen unserer Stadtführerin in die zweitausendjährige Geschichte eintauchen und haben einiges über die Vorführungen in der Arena und über den Beruf des Gladiators gelernt.
Nach einem Restaurantbesuch ging es zu einem Betrieb, der Austern und Muscheln züchtet, und nach ausführlichen Erklärungen konnte jeder von uns diese Meeresfrüchte – begleitet von einem Glas Wein – probieren.
Am Dienstag stand ein Ausflug nach Aigues Mortes an, zur Stadt der „toten Wasser“. Sie ist eine der größten noch erhaltenen mittelalterlichen Festungsstädte Frankreichs. Ludwig IX, der „heilige“ König Ludwig, gab im 13. Jahrhundert den Bau der Stadt in Auftrag, um einen Hafen mit Zugang zum Mittelmeer zu erhalten. Damals lag Aigues Mortes am Rand einer großen Lagune und war durch Kanäle mit dem Mittelmeer verbunden, heute jedoch ist die Lagune versandet und die Stadt liegt 6 km vom Meer entfernt. Dennoch ist und bleibt sie ein Touristenmagnet dank ihres beeindruckenden Wehrturms „Tour de Constance“ und der vollständig erhaltenen Stadtmauer.
Am Mittwoch folgte ein weiteres Highlight, der Ausflug nach Nîmes. Hier steht ein weltbekannter Tempel, der zusammen mit dem Pantheon in Rom zu den besterhaltenen römischen Tempeln der Welt zählt: die „Maison carrée“. Direkt daneben befindet sich das „Carré d’Art“, ein ultramodernes Museum für zeitgenössische Kunst, erbaut durch den berühmten Architekten Norman Foster. Außerdem gibt es auch in Nîmes eine Arena aus römischer Zeit, den idyllischen Jardin de la Fontaine, eine hübsche Altstadt und ein sehenswertes Museum mit Ausstellungsstücken aus der Antike, das Musée de la Romanité.
Höchst beeindruckend war am Nachmittag der Besuch des Pont du Gard, des Aquädukts aus römischer Zeit. Man kann nur staunen, wie es den römischen Baumeistern und Statikern gelungen ist, vor über zweitausend Jahren ein solches Bauwerk zu erschaffen!
Am Donnerstag ging es ins Herz der Camargue zu einer „Manade“, einer Ranch, auf der die schwarzen Stiere für die „Course camarguaise“ gezüchtet werden. Dies ist ein spielerischer Wettkampf, bei welchem dem Stier bunte Bänder von der Stirn und den Hörnern gezogen werden sollen. Dieser Sport gehört zum immateriellen kulturellen Erbe der Region und hat nichts zu tun mit dem spanischen Stierkampf, der Corrida. In der Camargue werden die Stiere nicht verletzt, sondern kommen nach dem Wettkampf wieder auf die Weide zurück.
Es war ein sehr uriges Erlebnis, dass wir alle auf einem großen Anhänger Platz nahmen und dann von einem Traktor auf die Weide gefahren wurden, um die Tiere aus der Nähe erleben zu können. Sicher war es für Mensch und Tier ein Vorteil, dass wir nur auf die Weide mit den ruhigen Stierdamen und ihren Kälbern gefahren wurden. Sie waren das Auftauchen von interessierten Gästen offensichtlich gewohnt und machten sich nichts aus unserem Besuch.
Mittags wurden wir mit Paëlla und Tarte aux pommes verwöhnt, so dass wir gut gestärkt waren für den Besuch des mittelalterlichen Städtchens Sommières am Nachmittag. Durch die malerischen Altstadtgassen ging es hoch zur Burg, und von dort oben hatten wir einen wunderbaren Blick über die kleine Stadt mit der römischen Brücke über den Fluss Vidourle.
Am folgenden Tag gab es eine Weinprobe in der Kellerei „Domaine du Petit Pin“, wo der für die Region typische „Vin de sable“ probiert werden konnte.
Am Nachmittag folgte ein Besuch der „Salins du Midi“ der Firma „La Baleine“. Es war hochinteressant, Details über die Salzgewinnung aus dem Meer zu erfahren und die großen, mit Meerwasser gefüllten Becken zu sehen, von denen eines aufgrund einer speziellen Alge ganz rosa gefärbt war.
Doch auch das schönste Treffen geht einmal zu Ende. So haben wir uns am Freitagabend, dem 13. Oktober, zu einem freundschaftlichen Aperitif versammelt, der uns allen die Gelegenheit gab, Danielle Théry und den Freunden aus Nord-Isère unseren Dank auszusprechen und die Gastgeschenke zu übergeben.
Zugleich konnten wir im Namen der Sektion Bonn eine Einladung für das kommende Jahr aussprechen:
Im Oktober 2024 sehen wir uns wieder in Aachen, der Stadt Karls des Großen!
Au revoir et à l’année prochaine!